Ruhe sanft, allerliebster Tofu. 💔

access_time 19-11-2019

Sonntag mussten wir die schreckliche Entscheidung fällen, Tofu einschläfern zu lassen. Er konnte bereits seit einigen Tagen nicht mehr auf seinen Hinterbeinen stehen. Sein 11-jähriger Körper versagte. Er schleppte sich, vor Anspannung zitternd, auf seinen Vorderbeinen durch das Stroh. Eigentlich wollte er nach draußen, um dort sein Geschäft zu verrichten, aber das ging nicht mehr. Die Entscheidung war noch schwerer, weil er geistig noch voll auf der Höhe war, jeden Tag grunzte er uns noch freundlich zu. Aber er war erschöpft und sichtbar abgemagert.
Tofu war seit 2008 bei Melief. Wir wurden damals von einer Frau in einer schwierigen Situation angerufen. Sie hatte einen Schweinemastbetrieb gehütet, während der Bauer ein Wochenende verrreist war. Eines der Ferkel war krank und musste gepflegt werden. Was der Bauer normalerweise nicht tun würde, das tat sie doch: Sie nahm das Tierchen mit ins Haus. Zum Glück ging es ihm bald besser. Aber inzwischen hatte er auch ihr Herz gestohlen, und sie fuhr fort, ihn auf dem Hof zu besuchen. Das Ferkelchen war vollkommen zahm geworden und konnte selbst an der Leine gehen. Aber bald kam der Moment, zu dem die Schweine zum Schlachthof verfrachtet werden. Die Frau wollte verhindern, dass diesem Ferkel mit Gesicht, dessen Persönlichkeit sie kennenlernen durfte, auch die Kehle durchgeschnitten würde. Sie lief sich die Hacken ab, um eine Lösung zu finden, weil sie selbst keinen Platz für das Tier hatte. Ihre Notruf-E-Mail erreichte schließlich auch uns. Wir beschlossen, das große Ferkel bei uns in der Schweinefamilie aufzunehmen. Wir nannten ihn Tofu.

Als nach ein paar Jahren die älteren Schweine in der Gruppe gestorben waren, entpuppte Tofu sich als Anführer. Er legte sich als erster in Stroh, und die anderen Schweine, klein oder groß, drapierten sich um ihn hin. Wenn wir in den Stall oder auf die Schweineweide kamen, gab Tofu immer Laut. Wann immer wir ihn begrüßten, grüßte er zurück. Auf diese Weise haben wir in den letzten 11 Jahren viele gute Gespräche geführt. Außer das eine Mal, als Tofu aus der Schweineweide ausgebüxt war und nicht mehr zurück wollte. Marc ärgerte sich darüber und jagte ihn unter leichtem Zwang wieder zurück auf die Weide. Das gefiel Tofu nun gar nicht, und er beschloss, kein Wort mehr mit Marc zu wechseln. Obendrein ignorierte er ihn vollkommen. Aber nach eineinhalb Wochen brach das Eis doch wieder, und man grüßte und knuddelte einander doch wieder jeden Tag.

Mit dem Verlust von Tofu sind wir um eines der markantesten, liebsten und stolzesten Tiere bei Melief ärmer. Er hinterlässt eine Lücke, die mit Worten nicht zu beschreiben ist. Natürlich sind wir dankbar, dass er 11 Jahre bei uns verbracht hat, 11 Jahre, die er länger leben durfte, weil er nicht ins Schlachthaus verfrachtet wurde. Aber für unser Gefühl haben wir unseren besten Freund viel zu früh verloren. Ruhe sanft, allerliebster Tofu. 💔

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