Notaufnahme beschlagnahmter Kampfhähne (Bericht vom 30. März 2013)

access_time 09-12-2013

Am Mittwoch, 20. März, wurden wir von einer Mitarbeiterin einer Tierschutzorganisation aus Nordrhein- Westfalen angerufen. Sie versuchte, eine Unterbringungsmöglichkeit für 20 Kampfhähne zu finden. Ihr war zu Ohren gekommen, dass die Tiere sonst direkt nach der Beschlagnahmung durch das örtliche Veterinäramt am Freitag von einem Tierarzt eingeschläfert werden sollten. Ob wir vielleicht noch Platz hätten…?

Nachdem wir es uns überlegt hatten, riefen wir zurück und sagten zu, dass die 20 Hähne kommen dürften. Sie konnten schließlich nichts dafür, dass sie von ihrem Eigentümer so vernachlässigt worden waren. Es wäre ja unsagbar traurig, wenn man nach einem so elenden Leben befreit worden wäre und das dann als Hahn doch noch mit dem Leben bezahlen müsste. Denn die Hennen, die auch noch in dem Besitz dieser Privatperson waren, konnten vermittelt werden.

Am Donnerstag hatten wir Kontakt mit dem zuständigen Veterinäramt aufgenommen und erfahren, dass die Tiere getrennt gehalten werden müssten, weil es sich um eine Kampfrasse handele. Also sorgten wir im Quarantänestall für 20 einzelne Unterbringungsmöglichkeiten. Am Freitagmorgen warteten wir dann geduldig den für 10.00 Uhr versprochenen Anruf des Veterinäramtes ab, dass man mit den Hähnen zu uns auf dem Weg sei.

Aber der Anruf kam erst um 12.15 Uhr. Es war alles anders gekommen. Es ging wohl doch nur um 4 Hähne, und die waren zusammen mit den Hennen zu einem nahen Tierheim gekommen, von dem aus sie vermittelt werden sollten. Etwas sauer über diesen Hergang fragten wir nach der Adresse des Tierheims, aber der ziemlich irritierte Amtstierarzt wollte sie nicht nennen, weil dies seiner Meinung nach nichts zur Sache tat. Wir befürchteten das Schlimmste, besonders weil wahrscheinlich niemand mehr am Freitagnachmittag die 425km hin und zurück nach Sögel fahren wollte, und die Tiere vermutlich schon eingeschläfert worden waren.
 
 

Aber dann klingelte das Telefon wieder. Es war eine ziemlich aufgeregte Mitarbeiterin des örtlichen Tierheims. Sie war bei der Beschlagnahmung dabei gewesen und hatte aufgrund des Chaos und der Geschwindigkeit mit der alles abgelaufen war (der Eigentümer hatte Widerstand geleistet und musste durch die Polizei noch festgenommen werden), der Aufnahme der Tiere zugestimmt. Außerdem schienen es für sie auf den ersten Blick hauptsächlich Hennen zu sein. Wahrscheinlich weil die Hähne rassebedingt auch einen sehr kleinen Kamm haben und ein großer Teil der Tiere (halbwüchsige) Küken waren. Aber als sie begannen die Tiere auszupacken und in Käfigen unterzubringen, waren doch eine Menge Hähne dabei, die auch sofort anfingen miteinander zu kämpfen…Ob wir die Tiere, auf jedem Fall die Hähne, nicht vielleicht doch noch aufnehmen würden…?

Also fuhren wir am Freitagnachmittag um 14.30 Uhr zu dem betreffenden Tierheim. Dort war es noch kälter als bei uns in Sögel und es wehte ein eisiger Ostwind. Viele der Tiere waren in offenen Käfigen untergebracht und hatten wenig Schutz vor dem schneidenden Wind. Da ein großer Teil der Tiere ein schlechtes Federkleid hatte und alle drinnen aufgewachsen waren, stand es für den Fall, dass sie hier bleiben mussten, nicht gut um sie. Also beschlossen wir, alle Tiere mitzunehmen, denn die Hennen zeigten einen noch größeren Kampfgeist als die Hähne. Daher hätte für das Tierheim der Versuch, diese Tiere zu vermitteln, kaum Chancen auf Erfolg gehabt. Um 21.00 Uhr waren wir dann auf dem Hof zurück, mussten dann aber noch alle Tiere unterbringen und versorgen.
 
 

Letztendlich waren es 46 Tiere, davon 24 Hähne. Sie waren nicht von ungefähr beschlagnahmt worden, denn sie hatten innere und äußere Parasiten und waren spindeldürr. Außerdem hatten viele der Tiere ein sehr schlechtes Federkleid  durch die Haltung auf viel zu engem Raum. Selbst die jüngsten Küken hatten sich gegenseitig schon ganz kahl gepickt. Uns schon am nächsten Morgen war ein Küken gestorben. Die Tiere waren in dem Tierheim bereits vom Tierarzt entwurmt worden. Von uns bekamen sie noch zusätzliche Vitamine, damit sie zu Kräften kommen konnten.

Am Montag danach hatten wir wieder Kontakt mit einem Tierarzt vom Veterinäramt. Es war gar nicht so, dass die Tiere aufgrund nicht vorhandener Transportmöglichkeiten nicht sofort zu uns gebracht worden waren, denn die Spedition war schon beauftragt worden. Was sich am Freitagvormittag wirklich alles abgespielt hatte, können wir nur vermuten. Wie schieben es auf die Unerfahrenheit mit der Rasse, sowohl vonseiten des Veterinäramtes als auch der Mitarbeiter des Tierheims, dass man angenommen hatte, es ginge um 4 Hähne und 42 Hennen. Auf jeden Fall sind sie nun bei Melief gelandet und wir werden, während wir auf die richterlich beschlossene Freigabe warten, alles daran setzen, sie wieder auf die Beine zu bringen.

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