Anonyme Kälbchen dürfen sich dank des Mitgefühls einer Frau jetzt bei Melief zu prächtigen Rindern entwickeln (Bericht vom 08. September 2012)

access_time 05-12-2013

Vor einigen Wochen nahm eine der Verzweiflung nahe junge Frau Kontakt mit uns auf. Sie erzählte, dass sie bei einem Bauern zur Miete wohne und in einem Stall neben ihrer Wohnung Kälber untergebracht sind.

Die große Tierfreundin ist natürlich in einem passenden Augenblick in den Stall gegangen, um sich die Kälber anzusehen. Aber was sie dort sah, war extremes Tierleid. Sie sah gerade geborene Kälbchen, die hilflos nach ihrer Mutter riefen, suchend nach ihrem warmen Leib und einem Euter mit Milch, ihrer wichtigsten ersten Nahrung. Aber sie fanden nur ein Plastik-Iglu mit einem kleinen Zaun darum, an dem ein Eimer hing, aus dem sie trinken mussten. Es gab keine Mutter weit und breit. Sie standen und lagen in ihren eigenen Exkrementen und der Bauer kam nur zweimal am Tag vorbei, um Kunstmilch in die Eimer zu füllen. Was natürlich etwas ganz anderes ist als alle paar Stunden, für mehr als ein Jahr, bei der Mutter trinken zu können… Neben den Iglus sah sie noch einen Stall, den sogenannten Dunkelstall, in dem die etwas älteren Kälber standen. Alle Fenster waren mit Folie verdunkelt und der Stall, in dem noch viel mehr arme Seelchen dicht beieinander standen, war enorm verschmutzt.

Das alles berührte die Frau so sehr, dass sie beschloss, für die Kälbchen zu sorgen und zu versuchen, ihnen möglichst viel von der Zuwendung zu geben, die sie von ihrer Mutter nicht bekommen konnten. Nach ihrer Arbeit mistete sie den Stall aus, streute ihn ein und gab der Reihe nach jedem Kalb so viel Liebe und Wärme wie möglich. Sie beobachtete den Gesundheitszustand der Kleinen und informierte den Bauern darüber. Sie wusch die Kälber, wenn sie wieder Durchfall hatten, weil sie die Milch und die zu große Futtermenge bei nur zwei Mahlzeiten am Tag nicht vertrugen. Die Frau gab den Tieren Namen, der Bauer gab ihnen Nummern.
 
 

Die junge Frau schloss die Tiere immer mehr in ihr Herz und versprach einigen Sorgenkindern, die sich nicht gut entwickelten, dass sie nicht als Hamburger, Beefsteak oder weißes Kalbsfleisch enden, sondern aus dieser Hölle auf Erden erlöst werden würden. Sie startete einen Aufruf im Internet, um diese Tiere freizubekommen. Es wurde viel und heftig über den Nutzen ihrer Aktion diskutiert, aber einige Menschen wollten sich engagieren und beschlossen, dass die Tiere notfalls freigekauft werden müssten. Kritiker meinten, dass sie mit dieser Aktion das System doch nicht ändern könne und die freien Stallplätze sofort wieder von neuen Kälbern eingenommen werden würden. Aber es gab auch Befürworter, bei denen schon der Gedanke, dass wenigstens ein paar Individuen den Unterschied zwischen Himmel und Hölle kennen lernen würden, Freude auslöste.

Die Frau hatte, bevor die Entscheidung gefällt wurde, schon recherchiert, ob der Bauer die Tiere überhaupt an Privatpersonen verkaufen würde und ob man gute Plätze für sie finden würde, wenn man sie befreien könnte. So fand sie bisher neben dem Gnadenhof Melief noch einen anderen Gnadenhof, der bereit war mitzuhelfen, um den Unterschied zwischen Leben und Sterben zu realisieren.

Als die Frau mit ihrer Frage zu uns kam, haben wir sehr genau überlegt, ob wir den Tieren hier eine Bleibe geben können. Denn wir wissen, dass Kälber, wenn sie ausgewachsen sind, gewaltige Tiere sind, die dann auch viel Arbeit machen und eine Menge zusätzliche Kosten mit sich bringen. Außerdem wissen wir, dass diese erbärmlichen Lebensumstände in der Milchindustrie leider die Regel sind und keine Ausnahme und diese einmalige Aktion das System nicht ändern wird. Aber wir hoffen, dass wir dadurch, dass wir auf dem Hof zwei Kälbchen (in unserer Situation im Moment die maximal mögliche Aufnahmekapazität), also zwei Individuen, die der tierunwürdigen Milchviehhaltung entkommen sind, zeigen, den Menschen ihr Konsumverhalten bewusster machen können. Was dann hoffentlich dazu führt, dass die Nachfrage nach derart gemästeten Tieren verringert wird.

Ein Großteil der Verbraucher weiß nämlich nicht, dass jede Kuh jedes Jahr ein Kalb zur Welt bringen muss, um Milch geben zu können. „Geben“ ist eigentlich nicht der richtige Ausdruck, denn Milch gibt sie mit Liebe ihrem Kalb, aber das wird sofort von seiner Mutter getrennt und in ein Kälberiglu gesteckt, damit der Kuh die Milch, die für ihr Kalb bestimmt war, abgemolken werden kann. Wenn es ein Bullkalb ist, kommt es in einen Maststall und wird nach dem Mästen geschlachtet. Wenn es ein Kuhkalb ist, kann es evtl. in dem Betrieb groß werden und für die guten Milchleistungen „werben“, denn es wird jahrelang (aus)gemolken, genauso wie seine Mutter. Milchkühe haben schon im Alter von vier bis sechs Jahren Gesundheitsprobleme, weil sie normalerweise die für die Ernährung des Kalbes ausreichenden 7 Liter Milch geben würden, heutzutage aber als Hochleistungskühe 20-30 Liter Milch pro Tag geben(müssen), was ihrem Körper dann aber viel zu viel Kalzium entzieht. In den letzten Jahren kommt nur noch ein Bruchteil der gesamten Milchkuhpopulation nach draußen. Der größte Teil der Kühe fristet sein Leben hinter geschlossenen Türen in den großen Ställen der Milchbauern. Hinter diesen geschlossenen Türen spielt sich viel individuelles Leid ab. Wenn die Milchkuh nicht mehr genug Milch liefert, kommt sie zum Schlachter und ihr (Sklaven)leben wird beendet. Damit ist dieser Alptraum allerdings noch nicht zuende. Ein großer Teil der Milchkühe, die geschlachtet werden, ist nämlich tragend. Also sterben während der Schlachtung oft zwei Tiere, Mutter und Kalb.
 
Nachdem wir der Frau die Aufnahme von zwei Kälbern zugesichert hatten, ging es rasendschnell. Anfang September gingen die ersten zwei Kälbchen zu dem anderen Gnadenhof. Am Dienstag danach brachte die Frau zwei Kälber zu uns. Sie hatte sie mit dem Geld freigekauft, das sie durch ihre Internetaktion von verschiedenen Leuten bekommen hatte. Der Gnadenhof Melief hat dazu nichts beigetragen.
 
   

Lothar erzählt:

„Dienstagabend standen Marc und ich in unserer Einfahrt, während das Kuh- und das Bullkalb abgeladen wurden. Man kriegt einen Kloß im Hals wenn so ein ehrliches und unschuldiges Wesen auf einen zukommt und einen mit so wunderschönen Augen mit langen Wimpern anschaut. Besonders, wenn man von seiner Herkunft weiß und dass seine Familie in der Hölle zurückgeblieben ist. Die Frau, der rettende Engel der beiden, die zusammen mit jemandem aus der Internetgruppe stundenlang gefahren war, erzählte uns sofort, wer wer ist. Wir erkannten sie natürlich gleich anhand der Fotos, die wir schon im Internet gesehen hatten. Das Bullkalb heißt Survivor und das Kuhkalb hat die Frau Sternchen genannt, weil es einen kleinen schneeweißen Fleck auf dem sonst völlig schwarzen Kopf hat. Survivor, der direkt aus dem dunklen Stall in den Hänger gegangen war, lief tapfer und neugierig mit uns mit. Aber Sternchen musste ich tragen, weil sie durch einen anhaltenden Durchfall total geschwächt war. Wir begleiteten die beiden ins Stroh. Sie waren todmüde von der langen, anstrengenden und aufregenden Reise. Nach einer halben Stunde gab ich ihnen ihre erste warme „Melief- Mahlzeit“. Für den folgenden Tag hatte ich die Tierärztin schon bestellt. Aber wir hatten nicht damit gerechnet, dass sie an diesem Tag zweimal kommen musste…“
 
   

„Aber das war unbedingt nötig, weil der Gesundheitszustand von Sternchen so erbärmlich war, wie die Tierärztin es ausdrückte. Ein spindeldürres Tier, das auszutrocknen drohte, weil der Kot wie Wasser hinten herausspritzte. Zusammen mit der Tierärztin beschlossen wir, eine Stuhlprobe untersuchen zu lassen, Antibiotika zu geben und die Milch vorrübergehend durch eine Elektrolytlösung und schwarzen Tee zu ersetzen. Denn zuerst musste der Darm zur Ruhe kommen! Die Tierärztin kam nachmittags noch einmal wieder, um zu sehen, ob sie noch eine Infusion geben musste, aber es schien Sternchen schon etwas besser zu gehen. Am Abend ging es ihr aber wieder schlechter und ich musste ihr immer wieder helfen aufzustehen, weil sie es selbst nicht wollte oder konnte. Also rief ich die Tierärztin wieder an…“
 
   
 
„Am nächsten Morgen ging es zum Glück etwas besser und ich setzte die Behandlung fort. Als Sternchen mittags festeren Kot absetzte, standen Marc und ich daneben und waren begeistert. Später haben wir zusammen ihren mageren Po gewaschen und sind danach noch eben stehen geblieben… Als Sternchen dann plötzlich mit einem ersten Freudensprung durch den Stall lief, sind wir vor lauter Glück beinah durch das Dach gesprungen! Aber am Samstag ging es der Kleinen doch wieder schlechter. Die Tierärztin kam wieder und gab ihr erneut Antibiotika. Also kämpfen wir weiter um ihr Leben! Wir hoffen, dass sie es schafft, denn wir sind so froh, dass wir diesen Tieren den Unterschied zwischen Leben und Tod fühlen lassen dürfen. Und wir sind sicher, dass Sternchen und Survivor allein durch ihre imposante Anwesenheit auf dem Gnadenhof sehr viele Menschen nachdenklich stimmen werden.“
 
   

Wir suchen natürlich noch Paten, die die Versorgung der Tiere finanziell mittragen wollen. Helfen Sie mit? Lesen Sie hier wie Sie für Sternchen und/oder Survivor eine Patenschaft übernehmen können. Weil diese beiden natürlich sehr groß werden, würden wir uns sehr freuen, wenn wir pro Kuh mehrere Paten finden würden (wie beim gemeinsamen Sorgerecht), sodass wir ihnen eine extra sichere Zukunft bieten können.

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502k 100k 3 month ago
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